„ratten können viel, aber nichts perfekt. deshalb können sie sich schnell auf veränderte umstände einstellen."
(aus einem tierfilm)

„das wort stammtisch hat für mich immer was von nikotinvergilbten fingernägeln und ungelüfteten pensionistenwohnungen…"
(trixi kyoto)

der 1.kasseler avantgardestammtisch (1)(2)(3)ist im gegenteil zur allgemeinen bedeutung des wortes "stammtisch" ein mobiler veranstaltungsort. der ort, an dem die veranstal-tungen stattfinden, spielt keine rolle - er ist da, wo der stammtisch ist. wichtiger sind die teilnehmer.

der 1.kasseler avantgardestammtisch besteht aus einem an und aus unterschiedlichen gründen interessierten kreis von menschen (bisher überwiegend künstler), die in entspannter atmosphäre miteinander rsp. gegeneinander arbeiten.
der ansatz ist die gegenseitige anregung durch das was entsteht. entgegen der sonst üblichen gänzlich unspannenden bild-text verknüpfung ("neger vor hütte"(4)) sollen die spannungen integriert miteingearbeitet werden um nicht zu verpuffen.
die zusammenarbeit erfolgt in wechselnden produktionsgruppen, je nach veranstaltung (serielle monogamie).

erklärtes ziel des 1.kasseler avantgardestammtischs ist es, menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen hintergründen zusammenzubringen.

der 1.kasseler avantgardestammtisch unternimmt gemeinsame ausflüge und excursionen, wie z.b. die gestaltung eines offiziellen rahmenprogramms für den 1. internationalen punk!kongreß in kassel durch die aktuelle produktionsgruppe [poltik & cumshots] in der galerie loyal, kassel, 22. - 26. september 2004 (s. dokumentation).

"Niemand stört sich an den Hakenkreuzen im Schaufenster. Kein Aufruhr wegen der Pornohefte hinter der Scheibe. Nicht einmal der Schriftzug "Wir sind doch Nazis!" ruft die Polizei auf den Plan, obwohl deren Hauptwache gleich um die Ecke liegt. "Wahrscheinlich merkt einfach jeder sofort, daß hier Kunst passiert", seufzt einer der jungen Künstler, die in der "galerie loyal" am Kasseler Hauptbahnhof ihr Alternativprogramm zum "Punk!Kongreß" veranstalten und bei Flaschenbier und Musik Heftchen mit Namen wie "Sex Express" zerschnipseln. Kein Weltuntergang in Kassel."
(Von Andreas Rosenfelder, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2004, Nr. 226 / Seite 41)

der 1.kasseler avantgardestammtisch stellt unbequeme fragen, macht sinnige und unsinnige angebote zu allem und redet prinzipiell dazwischen.

der 1.kasseler avantgardestammtisch ist die kultur, die aus brüchen und widersprüchen erwächst, (z.b. "die tradition der avantgarde"). sie sind nicht nur thema & inhalt sondern medium, technik und taktik. changieren, schillern. camouflage.
avantgarde ist (stellungs-)krieg. wir sind die guten und die bösen, der freund und der feind. auch der feind ist der freund.

der 1.kasseler avantgardestammtisch veröffentlicht die ergebnisse der einzelnen forschungsexperimente in verschiedener form: veranstaltungen, arbeitsbücher, kataloge u.ä.

der 1.kasseler avantgardestammtisch bezieht seine gäste mit in das geschehen ein und macht sein publikum zu künstlern (z.b. beim pornozeichenwettbewerb anlässlich des punk!kongreß in kassel).

der 1.kasseler avantgardestammtisch will die welt nicht neu erfinden, das macht sie täglich selbst. es geht vielmehr darum, mit der welt auf nicht alltägliche weise in kommunikation zu treten. das medium hierbei ist zweitrangig, die themen ergeben sich organisch. also eben kein universitärer arbeitskreis politisch korrekter sozialpädagogen.

 

aber wir räumen hinterher auf und haben ein gästebuch.

 

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(1) Wahrig Deutsches Wörterbuch: 'Stamm|tisch <m. 1; umg.> immer gleicher Tisch im Gasthaus, an dem man bei jedem Besuch sitzt; der regelmäßig dort zusammenkommende Kreis von Gästen; <auch> der Tag, an dem dieser Kreis sich trifft; er hat freitags seinen Stammtisch; zum Stammtisch gehen
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(2) zum avantgarde-begriff siehe auch: hannes böhringer: "avantgarde - geschichte einer metapher", archiv für begriffsgeschichte, bd. XXII, H. 1 1978
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(3) von thomas scherl 2002 in kassel gegründet
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(4) "neger vor hütte": "politisch unkorrekte bezeichnung einer schlechten werber-gewohnheit, wonach das bild die exakte illustrierung des textes darstellt; beispiel: farbiger vor naturbehausung, versehen mit der überschrift 'farbiger vor naturbehausung'." ("w&v", nr. 37/1998)
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